Bitcoin: Ist der Bullrun schon vorbei?
Börsen- und Kryptomärkte zeigen sich derzeit ungewöhnlich unentschlossen – viele Anleger sind verunsichert und fragen sich: Ist der Bullrun schon vorbei? Historische Bullruns endeten oft abrupt, doch zugleich könnten aktuelle Entwicklungen auf einen letzten Startschuss hindeuten. Im Folgenden betrachten wir frühere Bullruns sowie die weltwirtschaftlichen Faktoren rund um Gold, Bitcoin und Fiat-Geld, um zu beleuchten, was einen Bullrun beendet und was einen neuen Aufschwung einläuten könnte.

Bitcoin-Kurs auf Wochenbasis (2022–2025): Nach einem steilen Anstieg über 100.000 $ in 2025 folgten zuletzt stärkere Schwankungen. Solche Korrekturen lassen Anleger rätseln, ob der Höhepunkt bereits erreicht ist.
Rückblick: Was wir aus früheren Bullruns lernen können
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Jeder Bullrun hat andere Auslöser – doch die Dynamik ist erstaunlich ähnlich. Bitcoin erlebte 2013, 2017 und 2020/21 starke Kursanstiege, gefolgt von markanten Einbrüchen. Immer ging der Aufschwung einher mit einem Mix aus technologischen Innovationen, medialer Euphorie und makroökonomischen Impulsen:
– 2013 lösten Bankenkrisen und Misstrauen ins Finanzsystem die Flucht in Bitcoin aus.
– 2017 waren es der ICO-Hype und massive Retail-Nachfrage.
– 2020/21 kamen institutionelle Investoren, DeFi und die Geldschwemme während der Pandemie hinzu.
Allen gemein: Ein Katalysator bringt Momentum, FOMO treibt die Masse, und schließlich endet der Lauf oft durch Überhitzung, Regulierung oder Liquiditätsentzug.
Auch klassische Märkte wie Gold folgen dieser Logik. Der Rekordlauf bis über 4.300 $ im Jahr 2025 wurde von Notenbankkäufen, Inflationserwartungen und geopolitischer Unsicherheit befeuert – ehe eine gesunde Korrektur folgte.
Bullruns sind keine Zufälle. Sie entstehen aus einem Zusammenspiel von Vertrauen, Liquidität, Narrativen – und dem richtigen Timing. Wer die wiederkehrenden Muster erkennt, kann ihre Signale besser deuten.
Ein Blick auf die aktuelle Situation
Gegenwärtig prallen widersprüchliche Signale aufeinander. Inflation und Zinsen spielen eine Schlüsselrolle: Seit 2022 haben viele Volkswirtschaften mit hoher Inflation gekämpft, worauf Notenbanken mit aggressiven Zinserhöhungen reagierten. Das führte 2022 zu einer Abkühlung der zuvor heiß gelaufenen Märkte – ein klassischer Ende-des-Bullruns-Faktor, wie man ihn etwa an der Börse erlebt hat (die straffere Geldpolitik beendete den 2020/21-Aufschwung).
Allerdings mehren sich Ende 2025 die Anzeichen, dass der Zinshöhepunkt erreicht sein könnte. In den USA bspw. wird fest mit eine zweiten FED-Zinssenkungen gerechnet – der Markt preist mit nahezu 100% Wahrscheinlichkeit einen Zinsschritt nach unten ein. Eine lockerere Geldpolitik würde Kapital wieder in riskantere Anlagen spülen, da niedrigere Zinsen sichere Anlagen unattraktiver machen. Genau diese Aussicht beflügelt die Hoffnung auf einen erneuten Bullenmarkt: Einige Analysten sehen im bevorstehenden Zinsschwenk den möglichen Startschuss für den nächsten großen Bullrun.
Zugleich sorgt die globale Konjunktur für gemischte Gefühle. Eine „rollierende Rezession“ in verschiedenen Sektoren seit 2022 scheint in den USA im April 2025 ihren Tiefpunkt gefunden zu haben, woraufhin Aktienmärkte kräftig anzogen. Diese Erholung fiel mit einer Entspannung der Lieferketten und leichten Inflationsrückgängen zusammen. Dennoch bleiben Risiken wie geopolitische Spannungen präsent: Wieder aufflammende Handelskonflikte (z. B. USA–China) und Krisenherde erhöhen die Unsicherheit. Solche Faktoren treiben Anleger aus riskanten Anlagen heraus und zugleich in sichere Häfen wie Gold. Das zeigt sich daran, dass Konfliktmeldungen und politische Krisen 2025 immer wieder zu Sprüngen bei Gold und Silber führten, während Entspannungssignale prompt kleine Rücksetzer auslösten – die Märkte reagieren äußerst sensibel auf Nachrichtenlage.
Insgesamt herrscht eine Atmosphäre zwischen Angst und Hoffnung. Der Kryptomarkt etwa erlebte 2025 einen starken Aufschwung (Bitcoin übersprang erstmals die 100k-Marke), doch aktuell ist die Marktstimmung abgekühlt. Bitcoin fiel jüngst unter wichtige Unterstützungen und konnte zwei Wochen in Folge nicht über 110.000 $ halten – was das Vertrauen vieler Anleger erschüttert hat. Die Furcht vor einem möglichen 50 %-Crash bei BTC macht die Runde, falls weitere Supports brechen. Dementsprechend signalisiert auch der Fear & Greed Index extreme Angst (Jahrestiefststände). Diese skeptische Stimmung und Zurückhaltung durchzieht derzeit alle Anlageklassen, von Krypto über Aktien bis Immobilien – niemand möchte auf dem potenziellen Gipfel kaufen.
Was beendet einen Bullrun?
Welche Faktoren läuten typischerweise das Ende einer Rally ein? Ein Blick auf Geschichte und aktuelle Indikatoren zeigt einige wiederkehrende Muster:
Straffere Geldpolitik: Steigende Zinsen und Liquiditätsentzug entziehen den Märkten den Treibstoff. Wenn Zentralbanken wie die Fed den Geldhahn zudrehen, kühlt ein Bullrun oft ab. 2022 etwa führte die entschlossene Zinspolitik der Fed zum Abbruch des Krypto- und Aktien-Bullruns. Höhere Anleiherenditen machen riskante Anlagen weniger attraktiv – die Folge sind Kursabfälle besonders bei spekulativen Assets.
Überhitzung und Euphorie: Eine alte Börsenweisheit sagt: „Die Hausse stirbt in Euphorie.“ Wenn die Stimmung extrem gierig wird, häufen sich Warnsignale. Oft steigt in der Endphase die Volatilität – kurze, heftige Rückschläge treten auf, während letzte Käufer in den Markt strömen. Historisch kam es vor Markttops häufig zu einem finalen Ausverkauf, bei dem schwache Hände kapitulieren, bevor der eigentliche Gipfel erreicht wird. Solch überschäumende Marktstimmung, erkennbar an überall präsenten Börsenstories und „Fear of Missing Out“, ist ein Warnzeichen dafür, dass der Bullrun reif für eine Korrektur ist. Derezeit ist jedoch noch keine Überhitzung des Markets erkennbar, wobei auch die Retailinvestoren noch nicht am Markt sind.

Externe Schocks & Regulierung: Überraschende Ereignisse können einen Boom abrupt stoppen. Klassische Beispiele sind regulatorische Eingriffe – etwa Chinas Verbot von Bitcoin-Börsen und Mining 2017/2021, das die Krypto-Rally ausbremste. Ebenso können wirtschaftliche Schocks (z. B. ein Bankencrash oder geopolitischer Konflikt) Panikverkäufe auslösen. Solche externen Faktoren entziehen dem Markt oft schlagartig das Vertrauen und beenden den Bullenlauf.
Marktsättigung: Jeder Bullrun hat irgendwann alle potentiellen Käufer angezogen. Wenn „jeder“ bereits investiert ist und die Medien nur noch Hype verbreiten, fehlen frische Gelder für weitere Kursanstiege. Diese Sättigung zeigte sich z.B. Ende 2017, als die Rally ins Stocken geriet, obwohl die Nachrichtenlage wochenlang extrem positiv war – ein Zeichen, dass die Luft dünn wurde. Sobald dann erste Investoren Kasse machen, kippt die Stimmung schnell. Hierfür lohnt es sich die sozialen Metriken im Blick zu behalten um die Rückkehr und den Hochpunkt der Retail-Investoren zu erkennen.
Negative Anlegerstimmung: Paradoxerweise kann auch anhaltende Angst einen Bullrun beenden. Wenn immer mehr Marktteilnehmer Zweifel bekommen und Gewinne mitnehmen, fehlt die nötige Nachfrage für neue Hochs. Momentan beobachten Analysten z.B., dass das Interesse des Retail-Publikums an Bitcoin bereits auf Bärenmarktniveau gesunken ist. Diese Zurückhaltung kann dazu führen, dass ein Aufwärtstrend mangels Euphorie verebbt.
Wichtig ist anzumerken: Ein Bullrun-Ende wird oft erst im Nachhinein klar erkennbar. Zwischenhochs und -tiefs sind normal – im großen Kryptobullenmarkt 2017 gab es etwa mehrere Einbrüche von 20–30 %, dennoch stieg Bitcoin weiter bis zum damaligen Rekord. Entsprechend lässt sich nie mit absoluter Sicherheit sagen, ob ein aktueller Einbruch schon das Ende der Hausse markiert, oder lediglich eine Zwischenkorrektur in einem intakten Aufwärtstrend darstellt. Umso wichtiger ist es, die Rahmenbedingungen im Auge zu behalten.
Was könnte eine letzte Euphoriephase auslösen?
Genauso interessant wie die potenziellen Endgründe sind die Auslöser für die nächste Rally. Welche Signale deuten auf einen beginnenden Bullrun hin? Hier einige Schlüsselfaktoren:
Lockerung der Geldpolitik (Liquiditätsschub): Drehen Notenbanken den Kurs und senken die Zinsen, kann das wie Zündstoff für Märkte wirken. Billigeres Geld und neue Liquidität suchen renditeträchtige Anlagen – Aktien, Bitcoin & Co. profitieren typischerweise von solch einem Umfeld. Historisch starteten viele Bullenmärkte, nachdem die Geldpolitik von restriktiv auf expansiv umschwenkte (z. B. Rally 2020 angefacht durch massive Zentralbankstimuli). Aktuell spekulieren Investoren, dass ein Beginn von Zinssenkungen 2025 erneut einen Run auf Risiko-Assets auslösen könnte.
Technologische Impulse & Marktinnovationen: Große Innovationsthemen oder marktrelevante Entwicklungen können neues Anlegerinteresse entfachen. Im Kryptosektor wirken z.B. Bitcoin-Protokolländerungen (Halving), neue Produkte wie ETFs oder Hypes um Technologien (DeFi, NFTs) als Katalysatoren. 2020 stießen z.B. DeFi-Plattformen und institutionelle Krypto-Adoption einen breiten Aufschwung an. Auch regulatorische Positivsignale wie die Zulassung von Bitcoin-ETFs oder Klarheit bei Krypto-Gesetzen heben die Marktstimmung spürbar. Solche Nachrichten können frisches Kapital anziehen und einen neuen Bullrun initiieren.
Makroökonomische Vertrauenskrisen: Ein oft unterschätzter Auslöser für alternative Anlage-Booms ist Misstrauen ins Fiat-System. Wenn traditionelle Währungen unter Druck stehen – etwa durch hohe Inflation, massives Gelddrucken oder Bankenkrisen – suchen Anleger Schutz in Hartwerten. Bitcoin entstand aus so einem Vertrauensverlust (Stichwort Finanzkrise) und bewährte sich 2013 während der Zypern-Krise als digitales Gold, als Bankkonten nicht mehr sicher schienen. Gleiches gilt für Gold: In unsicheren Zeiten oder bei Währungsabwertung flüchten Investoren traditionell in das Edelmetall. Sollte also z.B. die Inflation 2024/25 wieder anziehen oder eine neue Schuldenkrise das Vertrauen in Papiergeld erschüttern, könnten Gold und Bitcoin als vermeintliche Wertaufbewahrer stark profitieren. Gold hat in den letzten Monaten bereits eine starke Ralley hingelegt & hat seinen lokalen Hochpunkt bei circa $4.400 erreicht. Traditionell erkennt man, dass Bitcoin dem Goldpreis hinterherzieht und zeitversetzt eine starke Ralley hat, sobald Gold wieder fällt.

Fazit: Bullrun vorbei – ja oder nein?
Mit Blick auf all diese Aspekte bleibt die Kernfrage offen: Ist der Bullrun schon vorbei oder erleben wir nur eine längere Verschnaufpause? Derzeit gibt es Indizien für eine Abkühlung. Bitcoin hat einen Teil seiner Jahresgewinne abgegeben, und Anleger sind spürbar nervös – man spürt die Angst, dass der Höhepunkt bereits hinter uns liegt. Auch an anderen Märkten dominieren vorerst Vorsicht und Gewinnmitnahmen.
Gleichzeitig sind viele fundamentale Triebkräfte weiterhin intakt: Die Aussicht auf geldpolitische Lockerung, anhaltende Inflationsunsicherheit und die Suche nach Rendite könnten den Bullenmarkt schon bald neu entfachen.
Nicht zu vergessen: Zahlreiche langfristige Prognosen für Gold und Bitcoin bleiben bullish, gestützt durch begrenztes Angebot (bei BTC mathematisch vorgegeben, bei Gold geologisch bedingt) und wachsendes institutionelles Interesse.
Auffällig: Ein entscheidendes Element vergangener Bullruns – die breite Beteiligung der Retail-Investoren – fehlt bislang größtenteils. Von einer Euphorie, wie man sie 2017 oder 2021 erlebte, ist der Markt aktuell weit entfernt. Auch eine echte Überhitzung mit irrationalen Kursbewegungen, Meme-Coins und massiver Gier hat sich bisher nicht gezeigt – im Gegenteil: Viele Beobachter agieren zurückhaltend oder skeptisch.
Gleichzeitig sendet die Geldpolitik aktuell keine Bremssignale, sondern erste Lockerungsimpulse. In den USA etwa preist der Markt Zinssenkungen ein – historisch oft ein Treiber für risikobehaftete Assets wie Bitcoin.
Was ebenfalls nicht unterschätzt werden darf: Kurzfristig negative Schlagzeilen oder Social-Media-Panik können gezielt genutzt werden, um Kurse zu drücken und schwache Hände aus dem Markt zu treiben. Solche Phasen erzeugen Unsicherheit – bieten aber oft gerade für strategisch denkende Anleger den besten Einstiegspunkt.
Am Ende zeigt sich: Bullenmärkte sterben nicht an Altersschwäche, sondern an sich ändernden Bedingungen. Noch ist unklar, ob diese Bedingungen bereits einen echten Bärenmarkt einleiten oder nur einen temporären Dämpfer darstellen. Historisch folgte auf jeden Abschwung irgendwann wieder ein Aufschwung – die große Kunst für Anleger ist es, vorbereitet zu sein. Die Devise lautet daher: aufmerksam bleiben, auf Signale achten und sich nicht von kurzfristiger Panik oder Euphorie allein leiten lassen. Denn ob der Bullrun vorbei ist, entscheidet sich auf Sicht der kommenden Monate – die Weichen dafür werden jetzt gestellt.